Das Klavier aus unserem Hörbeispiel ist gerade frisch aus den USA nach Deutschland umgezogen. Wenn man den Namen des Instruments betrachtet, könnte man meinen, es sei zurück in die Heimat gekehrt, denn es ist von Lothar Schell. Tatsächlich glaubt das auch die glückliche Besitzerin. Sie hatte gegenüber Ihrem Mann den Wunsch geäußert, Klavier spielen lernen zu wollen. Und eines Tages kam ihr Mann mit diesem Klavier nach Hause!
Der Name Lothar Schell ist mir zum ersten Mal 2012 bei meinen Recherchen rund um die aktuellen Geschäftspraktiken unserer Klaviermarken begegnet. Daher kenne ich seine Lebensgeschichte bereits. Von der damals noch deutschen Klaviermarke Ibach wurde er bereits mit 21 Jahren nach Südafrika geschickt, um dort den Aufbau des südafrikanischen Klavierbaus in Form der Marke Dietmann zu betreuen. Danach soll er zahlreiche Firmen bei deren Modellen als Konstrukteur begleitet haben. Doch damit rühmen sich öffentlich tatsächlich nur Billigmarken. Mir vermittelt der Name dieses Klavierkonstrukteurs als wesentlicher Teil einer ansonsten dubiosen Klavier-Marken-Geschichte immer wieder die Funktion eines Feigenblatts. Oder anders formuliert: Der Mehr-Wert der meisten Klaviere resultiert heute einzig aus der damit verbundenen Geschichte, aber nicht aus konkreten Leistungen.
Neu war nun für mich, dass ich zum ersten Mal auf ein Klavier traf, das seinen Namen trug. Doch mir war auch das Klavier schon von seinem Äußeren her bekannt. Es wurde in China hergestellt, auch wenn es neben dem deutsch klingenden Markennamen Lothar Schell auf der Mechanik Aufkleber mit dem Hinweis auf eine mir unbekannte deutsche Firma trug, die für das Design der Klaviermechanik verantwortlich zeichnet.
Aha, dachte ich mir, die Klavierhändler in USA arbeiten also mit den gleichen Methoden wie ihre Kollegen in Deutschland, nämlich mit dem so genannten Storytelling. Das ist eine eher beschönigende Formulierung, da große Teile der Klaviergeschichten frei erfunden sind. Es handelt sich daher eher um die Kategorie der Märchen. Das Storytelling kann man in verschiedene Richtung entwickeln. Auch Märchen können interessant sein, da sie im Zuhörer oder Leser Kräfte durch die damit verbundenen Phantasien aktivieren. Wenn man diese Methode schon anwendet, könnte man sie auch benutzen, um Visionen in der Art zu transportieren, dass sich daraus Meme entwickeln. Damit würde man es im Sinne eines Steuerelements der soziokulturellen Evolution einsetzen. Doch leider beschäftigen sich die Klavierhändler und die Klavierhersteller eher mit dem Erwecken von Illusionen gegenüber ihren Kunden als mit der langfristigen Entwicklung von Visionen - und zwar offensichtlich weltweit. Da dies aber ein Vertrauensmissbrauch gegenüber den Kunden ist, der sich katastrophal für die Klavierindustrie rächen wird, informiere im Rahmen von Hörbeispielen sowie von Blogs Freunde des Klavierspiels, um ihnen nachfolgende Ent-Täuschungen ersparen zu können. Im Rahmen dieser Blogs sowie in themenorientierten Homepages kritisiere ich konstruktiv, indem ich aus meinen intensiven Kundenkontakten von deren Wünschen und Bedürfnissen berichte. Darüber hinaus wage ich den visionären Blick in die aktuell schon beginnende Zukunft des Klavierentwicklung wie z.B. auf der der Homepage www.hybrid-piano.de oder in Blogs wie Pianomotions - Gefühle brauchen Spielraum. Doch nun zu den Hörbeispielen:
Das Lothar-Schell-Piano aus unserem Hörbeispiel ist nicht stark verstimmt. Doch die Verstimmung reicht aus, um selbst einem Klaviereinsteiger die Freude beim Üben zu nehmen:
Lothar Schell Piano verstimmtDie überregionale Klavierstimmerei Praeludio® wurde beauftragt, das Piano wieder in gute Stimmung zu bringen:
Lothar Schell Piano gestimmt